Von Uttewalde nach Rathen II

Mit einem Schlag ist die Luft etwa drei Grad wärmer und erstaunt gehe ich einige Meter zurück und wieder vor, um mich dieses Phänomens zu versichern. Es liegt tatsächlich nicht an meinem strammen Aufstieg, sondern signalisiert, dass der Höllengrund sich langsam aber sicher seinem Ende nähert. Es wird heller und das eine oder andere warme Lüftchen regt sich und fährt mir angenehm ins Gesicht. Da ist er endlich, denke ich mir, der Frühling.

An der Bastei angelangt finde ich mich zwischen zahlreichen Besuchern wieder, welche einen zähflüssigen Menschenstrom bilden. Es ist mir einfach zu voll, also beschließe ich, mich hier nicht lange aufzuhalten. Überraschenderweise gelingt mir auf der Brücke dennoch eine kleine Aufnahme ohne Statisten und ich bewundere die Aussicht.

Ich war schon sehr oft hier, vor einigen Jahren machte ich eine Panoramaaufnahme des Elbtals, ließ sie drucken und rahmen, und schenkte sie dann meinen Eltern zum Hochzeitstag.

Einige Wagemutige säumen die Felsränder jenseits der Wege und auch die Kletterer lassen sich von den Touristen nicht stören. Schauklettern nennt ein Freund von mir das.

Nach Rathen nehme ich den Alten Basteiweg, der so steil ist, dass man ihn stellenweise hinunterrennen muss. Er hat jedoch den großen Vorteil, dass man so gut wie alleine ist und an einem Restaurant mit dem klangvollen Namen Ruine, in der passenden Optik einer verfallenen Burg, herauskommt.

Ich durschreite Rathen zügig, denn die Sonne steht schon tief am Himmel und ich beschließe den Abschluss meiner Wanderung auf dem Gamrig am Walthersdorfer Horn zu zelebrieren, wo wir schon gefühlte 100 mal Klettern waren. Es ist jedoch jedes mal ein tolles Erlebnis dort oben zu stehen und die Aussicht zu genießen.

Ich mache es mir auf einem Felsblock gemütlich, auf dem ich etwa eine Stunde verbringe bis die Sonne weg ist. Egal in welche Richtung man blickt, es sind einfach überall tolle Motive. Links erheben sich die imposanten Schrammsteine, daneben der Kegel des Růžovský Vrch. Auch sämtliche andere markante Erhebungen sind zu sehen, wie etwa der Lilienstein oder die Festung Königstein.

Langsam versinkt der Feuerball und lässt die Windungen der Elbe glitzern. Eine Atmosphäre tiefen Friedens erfüllt die Landschaft und ergreift auch mich, während ich den Tag in diesen luftigen Höhen im letzten Licht der Sonnenstrahlen ausklingen lasse.

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