Sagen und Mythen: Der Schatz an der Stolpener Stadtmauer

Im Zuge meiner Abschlussarbeit habe ich mich ausgiebig mit Sagen und Mythen der Sächsischen Schweiz und der Oberlausitz befasst. Ein Drittel der Arbeit bildete eine von mir eigens zu diesem Zweck angefertigte Quellenkritik, in welcher ich die verschiedenen Sagensammler und -forscher auf Sorgfalt und Qualität im Hinblick auf ihre Veröffentlichungen untersucht habe.

Der Sebnitzer Heimatforscher Alfred Meiche (1870-1947) trug nun die Forschungsergebnisse einer Vielzahl von Kollegen zusammen und veröffentlichte 1903 das Sagenbuch des Königreichs Sachsen. Sein Material ist stets mit einem Nachweis über die Quelle versehen und deckte sich meiner Überprüfung zufolge auch inhaltlich damit. Wer sich also ein zuverlässiges und sehr unterhaltsames Sammelwerk zu diesem Thema zu Gemüte führen möchte, dem empfehle ich dieses schöne Buch. Da es sich außerdem durch einen stolzen Preis auszeichnet sei an dieser Stelle bemerkt, dass es als Präsenzexemplar in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) in Dresden zu finden ist.

Eines meiner geplanten Projekte ist die fotografische Umsetzung einiger dieser Sagen. Dabei stelle ich mir nicht nur die Fotografie von Landschaften, sondern durchaus auch eine Inszenierung mit einem Model vor, aber das wird sich dann in Abhängigkeit von der Erzählung ergeben. Nun aber genug der einleitenden Worte, ich starte direkt mit der ersten Erzählung und einer einfachen Fotografie. Viel Spaß!

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Blick auf die Burg Stolpen

Der Schatz an der Stolpener Stadtmauer

Zwischen den beiden Häusern Wiegand und Schmidt soll ein Schatz vergraben sein. Ab Mitternacht erscheine eine Stunde lang im Garten eine stille, weiße Flamme, die nur sehen könne, wer an einem Sonntag geboren oder an einem Palmsonntag getauft worden wäre. So einer müsse nun zu dieser Flamme gehen und folgende Worte sprechen: „Flamme, weiße, weiche, komm, ich will dich erlösen, und du sollst mir deine Schätze geben“. Nähme er die Flamme dann in die Arme, so würde aus ihr eine weiße Lilie, bei deren Wurzeln der Schatz in der Erde liege. Grübe man die Wurzeln aus, erscheine eine weiße Jungfrau von welcher man den Schatz bekäme, wenn man sie heirate.

Man munkelt, es handele sich um ein Bürgermädchen, welches mit all seinem Golde ihren Liebsten von den Kroaten freikaufen wollte und bei einem Sprung über die Mauer verunglückte. Anderen zufolge sei es die Gräfin Cosel oder eine andere Adelige, welche auf diese Weise den Schatz bewache.

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